Berlin, Februar 2020:
Sieben Jahre ist es jetzt her, dass atmosfair die ersten TLUD Ofen im indischen Gangesdelta verkauft hat. Für uns ein Grund uns einen Blick zurück und nach vorne zu werfen.
Als atmosfair vor sieben Jahren begann die Projektidee zusammen mit unseren Indischen Partnern umzusetzen, waren wir sehr gespannt, ob diese neue Ofentechnologie halten würde, was sie versprach. Der Ofen sollte nicht einfach nur Holz verbrennen, sondern Holzgas, das im Ofen während der Nutzung durch einen speziellen Pyrolyseprozess entsteht. Bei diesem Prozess sollte zusätzlich als Abfallprodukt Holzkohle in so guter Qualität entstehen, dass sie von den OfennutzerInnen verkauft werden kann. Und natürlich sollte der Ofen durch seine verbesserte Verbrennungstechnologie Holz und damit CO₂ Emissionen einsparen.
Auf einem Holzofen wie mit Gas kochen? Selbst produzierte Holzkohle verkaufen?
Nicht nur Jouloshi Bala Dasi, die ihren Ofen seit Dezember 2012 besitzt, war zunächst skeptisch, erzählt aber heute bei einem Besuch, was sie besonders an dem Ofen schätzt: Der Ofen raucht gar nicht. Ich kann im Haus kochen, das ist fast so als kochte ich mit Flüssiggas! Außerdem verdiene ich Geld durch den Verkauf der Holzkohle, die beim Kochen entsteht. Das heißt der Ofen bezahlt quasi selbst für sein Holz.“
Auch Roshanara Khatun berichtet: Ich hätte nie gedacht, dass es möglich ist verbranntes Holz zu verkaufen“. Doch genauso ist es. Unser indischer Partner kauft den Nutzerinnen die Kohle ab und beliefert damit Restaurants oder kleine Tabakfabriken, die mit dieser nachhaltigen Kohle konventionelle Kohle ersetzten. Mit dem Erlös aus dem Kohleverkauf ist es nun vielen Familien erstmals möglich Ihre Kinder zur Schule zu schicken, weil sie jetzt erst die Mittel haben den Transport zu den Schulen zu bezahlen. Aber auch kleinere, für uns normale Freuden, wie der Besuch auf den Dorfjahrmarkt oder ein Kinobesuch sind jetzt erstmals für einige Familien möglich.
Der Kohle An- und Verkauf hat noch einen weiteren, ganz großen Nutzen: über 250 junge Menschen aus der Region haben bei uns eine einträgliche Anstellung gefunden. Sie hatten bis dahin gar kein oder kein festes Einkommen und mussten sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Auch im Verkauf der Öfen entstehen Arbeitsplätze. Ayub Ali verkauft von Beginn an atmosfair Öfen in West Bengalen. Er berichtet, dass es am Anfang, wie bei allem Neuen, etwas schwierig war den Menschen die Vorteile des Ofens nahe zu bringen. Jetzt ist die Anfrage nach Ofen allerdings so hoch, dass immer weitere Kollegen eingestellt werden können. Inzwischen kochen 25.850 Familien in West Bengalen auf einem von atmosfair subventionierten Ofen und haben dabei bereits 124.000 t CO₂ eingespart.
Für atmosfair ist klar, dass dieser Erfolg in Indien weitergehen muss. Daher geht atmosfair mit den Öfen in die Verlängerung und lässt das Ofenprojekt für weitere sieben Jahre zu. So schreibt es das Regelwerk der Gold Standard Stiftung in der Schweiz vor. Alle sieben Jahre überprüft die Stiftung die CO₂ Minderungsprojekte, die unter Ihrem Zertifizierungssystem zugelassen sind, um sicher zu gehen, dass sie den neuesten Regelungen z.B. zur Berechnung der CO₂ Minderungen entsprechen.
Wir freuen uns also auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit unserem Partner Moulindu Baneerje von Sapient Infotech und seinem Team. Nach seinem Fazit zu den Öfen über die letzten Sieben Jahre gefragt, musste Moulindu keine Sekunde überlegen: „Ein heißbegehrter Ofen“.