Mehrere Artikel von Dagens Nyheter befassen sich mit Aufforstungsprojekten. Aufsehen verursachten dabei Enthüllungen über ein Projekt im ugandischen Kachung. Die schwedische Regierung hatte demnach das norwegische Unternehmen Green Ressources beauftragt, CO₂-Zertifikate in einem Waldprojekt zu erwirtschaften. In Uganda wurde dann die lokale Bevölkerung von bewaffneten Polizisten und Militärs von dem Land vertrieben, auf denen ihr Vieh weidete. Sie wurden auf kleine Landstriche umgesiedelt, die aber nicht ausreichen, um ihren Lebensunterhalt und die Wasserversorgung zu sichern. Zeugenaussagen von Betroffenen wurden von der schwedischen Energiebehörde abgeschwächt. Vorwürfe eines schwedischen Klimakolonialismus wurden laut.
Dabei ist Uganda kein Einzelfall, auch an anderen Stellen wurde über Menschenrechtsverletzungen bei Aufforstungen berichtet. Zudem werden die CO₂-Berechnungen durch Aufforstungen angezweifelt und es ist vielfach unsicher, wie lange die Bäume wirklich stehen bleiben und inwiefern dieses überprüft werden kann. Auch dass 45% der Aufforstungen aus schnellwachsenden Bäumen und Monokulturen bestehen wird kritisiert. Die Gegenposition kommt in einem Debattenbeitrag von Zeromission-Chefin Claire Wigg zum Ausdruck. Sie argumentiert, dass verantwortungsvoll umgesetzte Agroförsterei und Aufforstungsprojekte einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Kommentar atmosfair
Waldschutz und Aufforstung sind wichtig für den Klimaschutz, aber wir halten diese für ungeeignet für die CO₂-Kompensation. Eine der größten Hilfen für den Wald ist es, den wirtschaftlichen Druck auf ihn zu mindern, z.B. durch den Ersatz von offenem Feuer zum Kochen durch sparsame Herde für die lokale Bevölkerung. Die Klimakompensation durch Waldschutz verschiebt aber nur den Druck auf die lokale Bevölkerung, die bisher auf das Holz angewiesen ist.
Die bestehenden Standards für die CO₂-Zertifizierung von Waldprojekten halten wir für nicht ausreichend, insbesondere bei den Menschenrechten. Auch im Zusammenhang mit einem Gold Standard Waldschutzprojekt mit CO₂-Zertifikaten in Uganda kam es zu Gewalt gegen Einheimische. atmosfair hatte sich deswegen schon zuvor bei der Gold Standard Stiftung in der Schweiz gegen die Schaffung eines neuen Gold Standards für Waldprojekte eingesetzt und dagegen gestimmt. Insbesondere erscheint uns für wirksamen Waldschutz wichtig, dass es langfristige bilaterale Vereinbarungen zwischen Geber- und Projektland gibt, und dies nicht nur Unternehmen überlassen wird. Für CO₂-Kompensation sollten solche Kooperationen nicht genutzt werden.
Links und weiterführende Informationen
DN Artikel „Klimakompensation ist eine neue Form des Kolonialismus“
DN Artikel „Große Fragen über Wälder als Klimakompensation“
DN Gegenposition „Hört auf das Baumpflanzen schlecht zu reden – es hat reale positive Effekte für das Klima“
Oakland Institute, Länderbericht Uganda: Vertrieben für Carbon Credits
Oakland Institute, Brief an den Generaldirektor der Schwedischen Energiebehörde
REDD Monitor: Bäume versus Nahrung – Die Plantage von Global Woods in Uganda
REDD Monitor: Warum der Kohlenstoff in Wäldern nicht gehandelt werden sollte
Gold Standard: Grievance zu Gewalt in einem Gold Standard Projekt in Uganda
Germanwatch: Unzureichende Waldstandards für CO₂-Kompensaton, Studie im Auftrag des BMUB