Die Photovoltaikmodule der PV-Anlage befinden sich in einer Höhe von 3 Metern mit Abständen von 50 cm. (Foto: Günther Schulz)
Die dadurch erzeugte Reduktion der intensiven Sonneneinstrahlung ermöglicht so inzwischen die Kultivierung regionaler und neuer Obst- und Gemüsesorten.
Gildo Novaes, Fischereiingenieur im Dorf der Pankará, und Christoph Ostendorf begutachen erste Erdbeeren unter der Photovoltaikanlage. (Foto: Günther Schulz)
In gemeinsamen Besprechungen in der Schule des Dorfes und im CCBA in Recife gestalten die Pankará aktiv die Umsetzung des Projekts mit.
Kompostierungsanlage mit strombetriebenem Häcksler auf dem Projekgelände. (Foto: Gildo Novaes)
Der Fischereiingenieur Gilmar Aguiar präsentiert erste Ideen für die Aquaponikanlage bei einem Treffen mit jungen Leuten in der Schule des Dorfes.
Die Oberhäupter des Dorfes, Frau Cicera Leal Cabral und Frau Lucélia Leal Cabral, Christoph Ostendorf und weitere Dorfbewohner:innen vor der fertigen Anlage im Januar 2021.
Zusammenfassung
Gesamteinsparung : | Keine Anrechnung der Einsparungen |
Technologietransfer : | Agrophotovoltaik-Anlage (33 kWp) über Gemeinschaftsgarten |
Lokale Umwelt : | Strom aus erneuerbarer Energie, stabile Trinkwasserversorgung, effiziente kleinräumige Bewässerung eines ca. 0,7 Hektar groβen gemeinschaftlichen Landstücks und familiärer Kleingärten mit Agroforstsystemen, Nutzung von Abwasser aus der Fischzucht zur biologischen Düngung |
Weitere Vorteile : | geringere Stromkosten, Wiederaufnahme der Kultivierung von Pflanzen und landwirtschaftlicher Tätigkeiten, biologische Düngung, Verminderung der Erosion in der Caatinga durch Aufforsten, Ernährungssicherheit, Untersuchung kreislaufbasierter Technologien |
Projektpartner : | Centro Cultural Brasil-Alemanha (CCBA), Alumni des CCBA, Fundação Nacional do Índio (Funai), Federal Rural University of Pernambuco in Serra Talhada und Prof. Dr. Heitor Scalambrini Costa |
Die wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel
Das Dorf Aldeia Serrote dos Campos der indigenen Pankará liegt im Bundesstaat Pernambuco im Nordosten Brasiliens. Die semiaride Region ist auf vielfältige Weise von den Folgen des Klimawandels betroffen. Steigende Temperaturen, Wasserknappheit, Desertifikation, sowie geringere Ernteerträge stellen die indigenen Pankará vor wachsende Herausforderungen. Zudem ist die örtliche Vegetation, das Caatinga Biom, durch die Viehzucht von Ziegen und Rindern übernutzt und ausgedünnt. Das erschwert zusätzlich den Anbau von Kulturpflanzen auf den nährstoffarmen und trockenen Böden.
Die Situation vor dem Projektstart
Über den Betrieb einer Pumpe wird seit Längerem Wasser aus dem 7 km entfernten Fluss São Francisco zur im Dorf gelegenen Trinkwasseraufbereitungsanlage gepumpt. Bislang konnte lediglich der Trinkwasserbedarf gefördert werden, da die Pumpe aufgrund der hohen Energiekosten nur für 4 Stunden am Tag in Betrieb genommen werden konnte. Eine landwirtschaftliche Bewässerung konnte nicht gewährleistet werden. Das Projekt bietet den Pankará neue Möglichkeiten, diesen Schwierigkeiten entgegenzuwirken.
Sichere Trinkwasserversorgung und Gemüseanbau durch eine solarbetriebene Wasserpumpe in Verbindung mit Agrophotovoltaik im Dorf der indigenen Pankará
Im Dezember 2020 installierten die Bewohner des indigenen Dorfes der Pankará aus dem Nordosten Brasiliens mit Hilfe unseres Projektpartners Centro Cultural Brasil-Alemanha und der Unterstützung von atmosfair eine 33 kWp Solaranlage über einem geplanten 400 m² großen Gemeinschaftsgarten. Die Photovoltaik-Anlage dient in erster Linie der sicheren und erneuerbaren Stromversorgung für den kontinuierlichen Betrieb der Pumpe, die die ca. 150 Familien des Dorfes versorgt, sowie eine zusätzliche Förderung von nicht aufbereitetem Wasser auf dem ca. 0,7 Hektar großen Projektgelände ermöglicht.
Die Photovoltaikmodule der PV-Anlage befinden sich in einer Höhe von 3 Metern mit Abständen von 50 cm. Die dadurch erzeugte Reduktion der intensiven Sonneneinstrahlung, die im Nordosten Brasiliens vorherrscht, ermöglicht so inzwischen die Wiederaufnahme der Kultivierung verschiedenster lokaler Gemüsesorten und auch traditioneller medizinischer Heilpflanzen und Setzlinge zur Aufforstung der Caatinga. Damit unterstützt dieses Projekt, neben einer bezahlbaren und sauberen Stromversorgung, die Anpassung der Dorfgemeinschaft an die veränderten lokalen Bedingungen durch den Klimawandel.
Ausbau des Projektes und neue Ideen
Im Sinne eines natürlichen Kreislaufes wurde zudem eine Aquakultur-Anlage aufgebaut. Das wöchentlich zu erneuernde Wasser und Abwasser der Fische aus sechs Tanks wird zur Bewässerung und Düngung von Obstbäumen genutzt. Zusätzlich ist eine Aquaponik-Anlage zum effizienten Gemüse- und Kräuteranbau im Aufbau. Die Möglichkeit Wasser aus dem Fluss auch für kleinräumige Bewässerungen zu nutzen, wird durch die PV-Anlage zur Realität und die Erträge aus der Aquaponik-Anlage und dem Gemeinschaftsgarten können in Zukunft die Ernährungssicherheit der Dorfgemeinschaft verbessern und zu einer weiteren Einnahmequelle werden.
In einer Kompostierungsanlage werden zudem Kokosnussschalen durch einen mit Solarstrom betriebenen Häcksler zu Kompost verarbeitet, der dem Boden wieder als natürlicher Dünger zugeführt wird. Zudem sind Versuche mit der Gewinnung von Biokohle aus diesen Kokusnussschalen in Zusammenarbeit mit der Ruralen Bundesuniversität von Pernambuco geplant.
Die Pankará sind aktiv in die Umsetzung des Projekts einbezogen. In gemeinsamen Besprechungen in der Schule des Dorfes und im CCBA in Recife gestalteten sie das Projekt mit und insbesondere die jungen, indigenen Bewohner:innen wurden in dem Thema geschult. Die zwei jungen Ingenieurinnen Rafaella Brás und Suely Ferraz, sowie Christoph Ostendorf aus dem CCBA, unterstützen aktiv die Projektentwicklung und -umsetzung.
Atmosfair übernimmt in diesem Projekt 89% der Gesamtkosten zur Materialbeschaffung, sowie den Bau der PV-Anlage.
Unsere Partner
Unser Projektpartner, das Centro Cultural Brasil-Alemanha, ist ein deutsch-brasilianisches Kulturzentrum aus Recife und wurde 1990 gegründet. Es entwickelt Projekte in verschiedensten Bereichen zur Stärkung des Umweltbewusstseins der örtlichen Bevölkerung und zur Förderung von ökologischer familiärer Landwirtschaft mit alternativen Energien mit Partnern aus Brasilien und Deutschland. Der Direktor Christoph Ostendorf leitet die Projektentwicklung und -umsetzung und die Schulung der Dorfbewohner:innen vor Ort. Wichtigster Partner ist die Federal Rural University of Pernambuco in Serra Talhada. Der dortige Professor für Agronomie, Prof. Dr. Genival Barros Júnior unterstützt die beiden Ingenieurinnen, Rafaella Brás und Suely Ferraz, beide Absolventinnen der Universität in Serra Talhada, für die das Projekt eine erste große berufliche Herausforderung darstellt.
Klimafreundlich durch Technologieinvestition im Projektgastland (keine Kompensation)
- Status-Check: Die Emissionsminderungen des Projektes helfen dem Gastland seine Klimaschutzziele zu erreichen. Damit gehören diese Minderungen dem Gastland und können nicht zur Kompensation genutzt werden.
- Claim für Unternehmen: Mehrere Varianten sind möglich, z.B. CO2-freundlich durch Klimainvestition im Gastland oder klimafreundlich durch Technologie-Investition im Gastland (nicht Kompensation oder Neutralitätsclaims jeglicher Art).
Ihr Ansprechpartner bei atmosfair
David Grüttner
Projektmanager Klimaschutzprojekte
Mathematiker