Bei der Planung und Entwicklung unserer Klimaschutzprojekte beachten wir strenge Integritäts- und Qualitätskriterien. Projekte, die unsere atmosfair-interne Prüfung auf Förderwürdigkeit durchlaufen haben, registrieren wir unter dem Standard der UNFCCC (bisher Clean Development Mechanism, “CDM”, zukünftig Artikel 6.4 des Pariser Klimaschutzabkommens) und Gold Standard, dem führenden Klimaschutzstandard im freiwilligen Markt. Unter diesen Standards lassen wir unsere Projekte regelmäßig (alle 1-2 Jahre) durch unabhängige Prüfer prüfen.
Im Folgenden geben wir einen kurzen Überblick über den Zulassungs- und Prüfprozess unter UNFCCC und Gold Standard. Weitere Informationen zu Projektauswahl und -ablauf finden Sie hier.
Zulassungs- und Prüfprozess unter UNFCCC und Gold Standard
atmosfair-Klimaschutzprojekte sind größtenteils doppelt unter dem Standard der UNFCCC und Gold Standard registriert. Bis Ende 2020 war der CDM der von der Staatengemeinschaft unter UNFCCC beaufsichtigte Standard. Am 01.01.2021 wurde dieser durch einen neuen Mechanismus in Artikel 6.4 des Pariser Klimaschutzabkommens abgelöst. atmosfair wird zukünftig seine Projekte unter diesem neuen Mechanismus zulassen. Dies wird allerdings voraussichtlich erst ab ca. 2024 möglich sein.
Eine reine Gold Standard-Registrierung verwendet atmosfair nur übergangsweise, bis eine Zulassung unter dem neuen Mechanismus unter 6.4 des Pariser Klimaschutzabkommens möglich ist, und für kleine Projekte, für die sich die verhältnismäßig höheren Registrierungskosten unter UNFCCC nicht lohnen würden.
Andere Klimaschutzstandards nutzt atmosfair nicht. Einen Vergleich der wichtigsten Standards im freiwilligen Markt finden Sie hier.
UNFCCC
Bis Ende 2020 war der CDM der von der Staatengemeinschaft unter UNFCCC beaufsichtigte Standard. Der CDM war eine wichtige Säule des Kyoto-Protokolls. Auch wenn er zum 01.01.2021 durch Artikel 6.4 des Pariser Klimaschutzabkommens offiziell abgelöst wurde, ist die Prüfung laufender Projekte und die Registrierung neuer Teilprojekte unter dem CDM in einer Übergangszeit noch möglich. CDM-Projekte können zukünftig in Artikel 6.4 überführt werden. Sie durchlaufen dabei ein vereinfachtes Prüfverfahren, in dem das Projekt-Gastland erneut zustimmen muss. atmosfair arbeitet für die meisten seiner CDM-Projekte an einer solchen Überführung. Bis es soweit ist, lässt atmosfair sie weiterhin unter dem Regelwerk des CDM prüfen.
Der CDM ermöglicht die international anerkannte Einsparung von Treibhausgasen durch Projekte im Globalen Süden. Neben Emissionsreduktionen sollen CDM-Projekte einen Technologietransfer von einem Industrieland in ein Land des Globalen Süden bewirken und so zu einer nachhaltigen, klimafreundlichen Entwicklung in Nicht-Industriestaaten beitragen. Unter Artikel 6.4 können Projekte zukünftig auch in Industrieländern durchgeführt werden, soweit diese sich mit Corresponding Adjustments einverstanden erklären, damit Emissionsreduktionen nicht doppelt gezählt werden.
Registrierung
Alle Projekte durchlaufen vor der Zulassung unter dem CDM ein Prüfverfahren (Validierung), in welchem unabhängige Prüfer:innen vor allem die Zusätzlichkeit eines Projektes und die Menge der darin geplanten Emissionseinsparungen unter die Lupe nehmen. Auch unter Artikel 6.4 ist dieser Ablauf so vorgesehen. Die Prüfer:innen haften für ihre Berichte. Dies ist bisher lediglich unter dem CDM der Fall.
Zunächst erstellt atmosfair die Projektdokumentation und legt diese dem unabhängigen Prüfer oder der Prüferin zur Validierung vor.
Parallel stellt atmosfair das Projekt der lokalen Bevölkerung in der Projektregion vor und dokumentiert deren Haltung zu der geplanten Aktivität. Außerdem holt atmosfair die Zustimmung der nationalen Behörden von Gast- und Gastgeberland ein (Gastland = Investor, z. B. Deutschland; Gastgeber = Projektland, z. B. Nepal). Bisher war der CDM der einzige Standard, bei dem Projektbetreiber nachweisen mussten, dass das Gastgeberland mit der Projektaktivität einverstanden ist. Auch Artikel 6.4 verlangt dies und zukünftig auch der Gold Standard als einziger Standard im freiwilligen Markt. Die Zustimmung des Gastgeberlandes ist unter dem Pariser Klimaschutzabkommen notwendig, weil das Gastgeberland entscheiden muss, ob es Emissionsreduktionen aus dem Projekt für die Kompensation zulässt und Corresponding Adjustments durchführen will.
Wenn die Prüfer:innen bestätigen, dass das Projekt alle Vorgaben des CDM (zukünftig von Artikel 6.4) erfüllt, laden sie die Berichte auf der offiziellen, öffentlich einsehbaren Projektseite, der UNFCCC hoch. Die UNFCCC entscheidet sodann über eine Registrierung.
Die Laufzeit eines CDM-Projekts beträgt einmalig 10 Jahre oder 3*7=21 Jahre, wobei nach je 7 Jahren eine neue, umfangreiche Prüfung notwendig ist. Unter Artikel 6.4 sollen es nur noch 3*5 Jahre sein.
Prüfung
Ist ein Projekt registriert, erfasst atmosfair mit seinen lokalen Partnern in regelmäßigen Abständen, wie viele Emissionsreduktionen der Projektbetrieb tatsächlich einspart (Monitoring). atmosfair fasst die Ergebnisse in einem Bericht zusammen, den wir wiederum unabhängigen PrüferInnen vorlegen.
Diese überprüfen die von uns darin gemachten Angaben (Verifizierung) und laden die Berichte auf der Projektseite der UNFCCC hoch. UNFCCC prüft die Unterlagen ebenfalls, und vergibt, wenn alles vollständig und richtig ist, Einsparungszertifikate (CER=Certified Emission Reduction, in Zukunft 6.4ERs = 6.4 Emission Reductions).
atmosfair archiviert diese Zertifikate auf seinem offiziellen Konto beim Umweltbundesamt.
Gold Standard
Der Gold Standard wurde von Umweltorganisationen unter der Federführung des WWF ins Leben gerufen, um sicherzustellen, dass CDM-Projekte tatsächlich zur nachhaltigen Entwicklung beitragen. Er legt bei der Zulassung und Prüfung von Projekten ein besonderes Augenmerk darauf, inwieweit die Projekte zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen beitragen.
Der CDM und auch Artikel 6.4 sind in erster Linie als Mechanismus für größere Projekte gedacht. Da die Kosten für das Prüfverfahren von der Projektgröße fast unabhängig sind, kann der Aufwand für kleine Projekte – welche häufig besonders innovativ sind – unverhältnismäßig hoch sein. Diese registriert atmosfair daher als reine Gold Standard Projekte.
Zulassungs- und Prüfverfahren unter Gold Standard sind denen unter UNFCCC ähnlich. Jedoch erfassen und dokumentieren Projektbetreiber neben den erzielten Emissionsreduktionen eines Projektes seinen Beitrag zu den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung. Anders als unter UNFCCC haften Prüfer:innen unter Gold Standard nicht für das Ergebnis ihrer Prüfung. Eine Besonderheit stellt der Gold Standard Microscale-Standard dar, der für Kleinstprojekte mit Emissionseinsparungen bis zu 10.000 Tonnen CO₂ jährlich vorgesehen ist: Hier führt Gold Standard die Prüfung selbst durch, und der Prozess ist gegenüber der Prüfung für größere Projekte stark vereinfacht.
Gold Standard schreibt registrierten Projekten die erzielten Emissionseinsparungen in Form von Zertifikaten (VERs = Verified Emission Reductions) in einem eigenen Projektregister gut. Dieses unterliegt nicht der Aufsicht der Staatengemeinschaft, oder einer Behörde wie dem Umweltbundesamt.