Wir bekommen Gutschriften dafür, dass wir mehr als viertausend Tonnen Kohlenstoffdioxid in Indien aus der Atmosphäre langfristig in den Erdboden gebracht haben. Davon profitiert nicht nur das Klima: Die Kohle verbessert die Bodenqualität von Äckern wesentlich. Und Menschen in der Region verkaufen die Kohle gewinnbringend, nachdem sie diese beim Kochen selbst herstellten.
Westbengalen, Indien, Oktober 2024: Die Carbon Standards International AG (CSI) stellt atmosfair Gutschriften dafür aus, dass unser Pflanzenkohle-Projekt in Indien den Kohlenstoff von 4.273 Tonnen CO₂ dauerhaft gebunden hat. Gutachter der Zertifizierungsstelle CERES-CERT AG bestätigten diese negativen Emissionen, nachdem sie sich in der Projektregion östlich von Kalkutta anschauten, wie die Pflanzenkohle in Holzvergaser-Öfen entsteht, eingesammelt und weiterverarbeitet wird. Dafür bekommt atmosfair als erste Klimaschutzorganisation weltweit sogenannte Carbon-Removal-Credits für die Nutzung von Holzkohle aus Top-Lit Updraft (TLUD)-Öfen.
Unser lokaler Partner Moulindu Barnerjee ist stolz auf diese Pionierleistung: „Wir waren schon froh, dass Familien beim Kochen mit den TLUD-Öfen weniger CO₂ ausstoßen als bisher. Aber jetzt machen wir den Klimaschutz wirklich rund: Wir stellen aus der Pflanzenkohle einen Dünger her, der Felder fruchtbarer macht. Und der Kohlenstoff bleibt Jahrhunderte lang im Boden.“ Um dafür CO₂-Gutschriften zu bekommen, arbeitete atmosfair Projektmanagerin Klara Kellner eng mit den Zertifizierern zusammen: „CSI musste für unser neuartiges Projekt ihre Berechnungsmethoden überarbeiten, da sie die Produktion von Pflanzenkohle in effizienten Öfen bisher nicht zertifizierte. Wir gaben ihnen intensiv Feedback dazu – und erleichterten anderen Klimaschutzorganisationen mit ähnlichen Projekten die Arbeit.“
Erfolgreiche Zusammenarbeit wird ausgebaut
Um die Pflanzenkohle zu verarbeiten und mit Nährstoffen anzureichern, bauten wir gemeinsam mit Moulindu Barnerjee im Jahr 2023 eine Fabrik in Kaukepara, die seit Januar 2024 Dünger herstellt. Dort zerkleinern unsere 37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Pflanzenkohle mit industriellen Maschinen und mischen sie mit Kompost und Kalkstein.
Die Nachfrage nach klimafreundlichem Düngemittel übersteigt unser Angebot, so dass wir die Kapazität der Produktionsanlage im November verdreifachen werden. Dann können wir in Kaukepara 900 Tonnen Pflanzenkohle pro Monat verarbeiten. Ab Januar planen wir den Bau einer weiteren Düngerfabrik westlich von Kalkutta.
Um die größeren Kapazitäten voll auszunutzen, brauchen wir mehr TLUD-Öfen, die Pflanzenkohle erzeugen. Bisher subventionierten wir mit unseren Klimaschutzbeiträgen über 30.000 Kochgeräte für Familien in Westbengalen. Diese Familien verkaufen die Kohle, die beim Kochen entsteht, an insgesamt 60 Außendienstmitarbeiter aus unserem Netzwerk, welche die Kohle zur Fabrik transportieren. So können die Familien unter anderem die Ausbildung ihrer Kinder finanzieren. Vor Fertigstellung der Düngerfabrik wurde die Kohle als CO₂-neutrales Brennmaterial von der Gastronomie genutzt.
Klimaschützer Pflanzenkohle
Die poröse Struktur der Pflanzenkohle bindet Nährstoffe und speichert Wasser. Wenn Landwirte den Dünger auf ihre Felder bringen, profitieren auch nützliche Mikroorganismen, die im Boden leben. Die Pflanzenkohle selbst wird kaum abgebaut, sie verbleibt unverändert im Boden. Mit jeder Pflanzsaison speichert der Boden mehr Kohlenstoff. Außerdem ersetzt der Dünger aus der Fabrik konventionellen Stickstoffdünger, bei dessen Produktion und Nutzung Treibhausgase entstehen.
Bei den TLUD-Öfen handelt es sich um Holzvergaser, in denen das Holz – anders als bei normalen Öfen – nicht verbrennt, sondern pyrolysiert. Dies gelingt dadurch, dass die Sauerstoffzufuhr ins Innere begrenzt ist. Durch die Hitze entweichen brennbare Gase aus dem Holz, die sich anzünden lassen und zum Kochen genutzt werden. Zurück im Ofen bleibt am Ende reine Holzkohle. Die Pflanzen, von denen das Holz stammt, entnahmen den Kohlenstoff während ihrer Wachstumsphase aus dem CO₂ der Atmosphäre. So sorgen wir mit der Pflanzenkohle letztendlich für negative Emissionen.
Mehr dazu erfahren Sie auf der Projektseite.