Valle de Cauca, Kolumbien, März 2024: atmosfair errichtet jetzt eine Biogasanlage im Westen des südamerikanischen Landes. Dazu haben wir einen Förder- und Entwicklungsvertrag mit der Firma Hanke S.A.S.-E.S.P. unterzeichnet, die den Bau der Pilotanlage in Buga übernimmt. Nach Fertigstellung wird sie jeden Tag bis zu 12 Tonnen Abfälle aus Lebensmittelhandel und Landschaftspflege in 1.800 m³ Biogas umwandeln. Dabei handelt es sich um das erste atmosfair Projekt in Südamerika, dessen CO₂-Minderungen wir zertifizieren lassen.

Hanke, das Dienstleistungsunternehmen in der Entsorgungswirtschaft, baut unsere Biogasanlage in Buga. Foto: Hanke S.A.S.-E.S.P.

atmosfair Projektmanagerin Ute Werner erklärt, wie die Anlage unser Klima schützt: „Viele organische Abfälle verrotten auf Mülldeponien und setzen dabei Methan frei, das 27-mal klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid. Mit der Biogasanlage fangen wir es auf und verhindern, dass es in die Atmosphäre gelangt.“ Wir nutzen das Methan anschließend als Energiequelle zur Stromerzeugung. „Trotz des enormen Potenzials gibt es in Kolumbien bislang kaum Biogasanlagen, die konsequent auf eine regionale Kreislaufwirtschaft setzen. Das Ziel ist es, ein nachhaltiges und wirtschaftlich tragfähiges Modell zu etablieren, das sich landesweit replizieren lässt,“ beschreibt Tobias Hanke, Geschäftsführer der Bau- und Betreiberfirma, die Bedeutung des Projektes für das Land.

Pilotanlage als Vorbild für Kreislaufwirtschaft

Ende November 2024 befragten wir Menschen und Unternehmen in der Region, ob sie Wünsche oder Bedenken bezüglich der Biogasanlage haben, welche wir bei der weiteren Umsetzung berücksichtigen. Diese Stakeholder Consultation verlangt Gold Standard, wo wir unser Projekt registrieren und der die Treibhausgas-Minderungen der Biogasanlage zertifiziert. Hanke schloss bei der öffentlichen Befragung bereits Verträge mit lokalen Firmen zur Abnahme organischer Abfälle. Den Bau der Pilotanlage wird Hanke noch dieses Jahr abschließen. Nach der schrittweisen Inbetriebnahme wird sie 2026 bei voller Kapazität laufen und soll als Beispiel für weitere, größere Anlagen in der Region dienen. Hanke wird uns dabei unterstützen, mit der kolumbianischen Regierung einen Corresponding Adjustments-Vertrag zu unterzeichnen. Dann ermöglicht das Biogasprojekt Kompensation nach den neuen Regeln des Pariser Abkommens.

Modellzeichnung der fertigen Biogasanlage. Die Kuppel fängt das Methan auf, welches beim Abbau organischer Abfälle entsteht. Foto: Hanke S.A.S.-E.S.P.

Reste aus Lebensmittelhandel und Landschaftspflege

Die Biogasanlage entsteht auf dem Campus der landwirtschaftlichen Fachschule SENA am Rand von Buga, einer Stadt mit 120.000 Einwohnern im Zentrum des Valle de Cauca. Wir werden in der Anlage einerseits Gemüseabfälle von kommunalen Markthallen und Supermärkten verwerten, die sich nicht mehr verzehren lassen und gegenwärtig auf Mülldeponien verrotten. Weitere bisher ungenutzte Reste erhalten wir aus der Landschaftspflege, wie zum Beispiel Gras- und Baumschnitt. Diese Reste stammen alle aus Buga selbst beziehungsweise der näheren Umgebung im Umkreis von 15 Kilometern.

In der Biogasanlage erfolgt die Zersetzung von organischen Abfällen kontrolliert, dort bauen Mikroorganismen kohlenstoffhaltige Substanzen unter Ausschluss von Sauerstoff ab und erzeugen dabei Methan. Wir sammeln das energiereiche Gas auf und erzeugen daraus grünen Strom. Die organischen Rückstände aus der Biogasanlage nutzen wir als wertvollen Dünger für die Landwirtschaft. Dadurch gelangen Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Kalium und Schwefel zurück in den Naturkreislauf. Wir setzen in der Biogasanlage ausschließlich Reststoffe ein und keine eigens angebauten Energiepflanzen.