Was bedeutet „Klimafreundlich Reisen“?

Der Tourismussektor wächst rasant: Im Jahr 2019 wurden weltweit über 1,5 Milliarden touristische Ankünfte verzeichnet, und bis 2036 könnten es laut UNWTO bis zu 1,9 Milliarden sein. Dieser wachsende Reiseverkehr führt zu einem erheblichen Anstieg der Treibhausgasemissionen, die den Klimawandel weiter verschärfen. Klimafreundliches Reisen bedeutet, die Umweltbelastung und insbesondere den Ausstoß von Treibhausgasen, die durch eine Reise entstehen so weit wie möglich zu minimieren. Wer Freude daran hat, neue Reiseziele und innovative Reisearten zu entdecken, wird feststellen, dass klimafreundliches Reisen oft eine Bereicherung statt eines Verzichts darstellt.

Eine Reise besteht meistens aus 3 Bestandteilen:

  • An- und Abreise
  • Unterkunft und Verpflegung
  • Aktivitäten und Ausflüge vor Ort
Flugzeugflügel © Prabuddha Shar - Unsplash / Hotel © Posessed Photography -Unsplash / Kanu © Filip Mroz - Unsplash

Egal, ob man die Reise pauschal beim Veranstalter bucht oder sich die einzelnen Bestandteile selbst zusammensucht: Jeder Bestandteil wirkt sich auf die Umwelt- und Klimabilanz des Urlaubs aus. Im Folgenden sind ein paar Tipps und Tricks aufgeführt, um die Umweltbelastung und insbesondere den eigenen CO₂-Fußabdruck in den verschiedenen Reisebestandteilen möglichst gering zu halten.

An- und Abreise

1. Kurze Anreisestrecken

Aktuell verursacht der weltweite Tourismus etwa acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen, wobei drei Viertel dieser Emissionen auf den Transport entfallen. Kurze Anreisestrecken tragen wesentlich zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei, da sie weniger Energie für den Transport benötigen. Der sogenannte „Mikrotourismus“, bei dem man im näheren Umfeld reist, erlebt zunehmend an Beliebtheit. Kurze Anreisen sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch stressfreier und oft kostengünstiger. Sie ermöglichen es, die Schönheit der eigenen Region neu zu entdecken und spontane, kurzfristige Ausflüge zu unternehmen.

2. Anreise mit Bus und Bahn

Bus und Bahn sind im Vergleich zum Auto und Flugzeug deutlich klimafreundlichere Verkehrsmittel. Moderne Züge und Busse haben eine hohe Energieeffizienz und viele Bahngesellschaften fördern den Einsatz erneuerbarer Energien, wodurch der CO₂-Fußabdruck weiter reduziert wird. Bus und Bahn bieten oft komfortable und schnelle Verbindungen, besonders in Europa. Mit der Nutzung von Bus und Bahn vermeidet man auch Verkehrsstaus und reduziert die Luftverschmutzung in den Städten. Das atmosfair Smart Travel Tool (STT) ermöglicht es Reisenden, die klimafreundlichste Verbindung zwischen zwei Orten zu finden, indem es tagesaktuelle Daten verschiedener Verkehrsmittel wie Zug, Nachtzug, Auto, Flugzeug und Fernbus analysiert. Mit der Möglichkeit, Anreiseoptionen nach CO₂-Fußabdruck, Kosten und Reisezeit zu optimieren, lässt das STT seine Anwender selbst bestimmen, welche Prioritäten sie setzen möchten und hilft gleichzeitig dabei, den CO₂-Ausstoß erheblich zu reduzieren.

Verkehrsmittel im Vergleich: CO₂-Ausstoß in Gramm pro Person und zurückgelegtem Kilometer. Die durchschnittliche Auslastung der Fahrzeuge und die klimawirksamen Effekte des Flugverkehrs sind mitberücksichtigt. Mit Ökostrom betriebene Bahnen (z.B. mit Öko-Ticket) fahren praktisch CO₂-frei. Der CO₂-Ausstoß des Fluges variiert stark nach Flugklasse, Maschine, Verbindung etc.

 

3. Fahrgemeinschaften

Fahrgemeinschaften reduzieren die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen, wodurch der CO₂-Ausstoß pro Person sinkt. Dank moderner Apps und Plattformen wie BlaBlaCar oder Bessermitfahren.de können Menschen mit ähnlichen Zielen und Zeitplänen leicht Fahrgemeinschaften bilden. Dies senkt nicht nur die Fahrtkosten, sondern bringt auch wertvolle Begegnungen mit sich.

4. Kompensation von Flugemissionen

Flugreisen verursachen erhebliche CO₂-Emissionen und sollten möglichst vermieden werden. Wenn Fliegen unvermeidbar ist, ist die Kompensation der entstandenen Emissionen sinnvoll. Dafür werden die CO₂-Emissionen eines Fluges berechnet – zum Beispiel mit dem atmosfair Emissionsrechner – und Reisende können Projekte unterstützen, die CO₂ binden oder reduzieren. Trotz dieser Option sollte die Priorität immer auf der Reduzierung und Vermeidung von Flugreisen liegen, um den ökologischen Fußabdruck nachhaltig zu verringern. Innereuropäisch lässt sich meist recht leicht auf Bus und Bahn ausweichen.

Zug © Daniel Abadia - Unsplash

Unterkunft und Verpflegung

1. Auswahl klimafreundlicher Unterkünfte

Bei der Auswahl klimafreundlicher Unterkünfte gibt es einige Kriterien, die beachtet werden sollten. Klimafreundliche Unterkünfte setzen auf Energieeffizienz, erneuerbare Energien und nachhaltige Bauweisen. Sie achten auf eine umweltfreundliche Wasserwirtschaft, Müllvermeidung und -trennung sowie auf umweltverträgliche Reinigungsmittel. Gäste können sich informieren, ob die Unterkunft Maßnahmen zur Reduktion von CO₂-Emissionen ergriffen hat, wie z.B. durch den Einsatz von erneuerbaren Energiequellen. Darüber hinaus spielt die lokale Beschaffung von Materialien und Dienstleistungen eine wichtige Rolle. Plattformen wie Good Travel helfen dabei, nachhaltige Hotels, B&Bs und Ferienhäusern in Europa zu finden.

2. Ökosiegel

Ökosiegel sind Zertifikate, die umweltfreundliche und nachhaltige Praktiken in Unterkünften und Tourismusbetrieben kennzeichnen. Diese Siegel helfen Verbrauchern, umweltbewusste Entscheidungen zu treffen. Bekannte Ökosiegel im Tourismus umfassen das EU Ecolabel, Green Key und Travelife. Diese Zertifikate bewerten Kriterien wie Energie- und Wassereffizienz, Abfallmanagement, Nutzung von ökologischen Reinigungsmitteln und Engagement für die lokale Gemeinschaft. Einen Überblick über verschiedene Ökosiegel im Tourismus bietet die von der EU geförderte Netzwerkplattform Destinet. Diese Plattform unterstützt Reisende dabei, nachhaltige Tourismusoptionen zu finden und informiert über die jeweiligen Standards und Anforderungen der verschiedenen Ökosiegel.

Wichtig: Die Siegel treffen nicht immer eine direkte Aussage über die CO₂-Emissionen der Unterkunft. Es lohnt sich ein Blick in die Vergabekriterien des jeweiligen Siegels.

3. Regionale und vegetarische Küche

Regionale Produkte haben oft eine geringere CO₂-Bilanz, da sie nicht über weite Strecken transportiert werden müssen. Außerdem unterstützt der Konsum lokaler Produkte die regionale Wirtschaft und trägt zur Erhaltung der lokalen Kultur bei. Vegetarische und vegane Gerichte haben in der Regel eine geringere Umweltbelastung als Gerichte, die Fleisch oder tierische Produkte enthalten, da die Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln weniger Ressourcen erfordert und geringere Treibhausgasemissionen verursacht. Viele klimafreundliche Unterkünfte und Restaurants bieten daher regionale und vegetarische Optionen an, um ihren ökologischen Fußabdruck zu minimieren.

Markt mit Regionalem Obst und Gemüse © Dean Xavier - Unsplash

Aktivitäten und Ausflüge vor Ort

1. Emissionsarme Fortbewegung

Währen der Reise können CO₂-Emissionen reduziert werden, indem umweltfreundliche Fortbewegungsmittel bevorzugt werden. Reisende können in der Nähe ihres Aufenthaltsortes bleiben und die Umgebung zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden, anstatt motorisierte Fahrzeuge zu nutzen. Zudem können sie Ziele auswählen, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, und somit die Nutzung von Autos minimieren. Durch diese Maßnahmen können Reisende ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und gleichzeitig die lokale Umgebung intensiver erleben.

2. Teilnahme an lokalen Umweltschutzprojekten

Viele Reiseziele bieten Möglichkeiten für Touristen, sich an Umwelt- und Klimaschutzprojekten wie Baumpflanzungen oder Naturschutzprogrammen zu beteiligen. Durch die Teilnahme an solchen Aktivitäten können Besucher aktiv dazu beitragen, die Umwelt zu schützen und die örtliche Gemeinschaft zu unterstützen.

3. Erkundung von nachhaltigen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten

Reisende können nach Attraktionen suchen, die sich auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit konzentrieren, wie z.B. ökologische Reservate, umweltfreundliche Tierbeobachtungsprogramme oder nachhaltige Agrarbetriebe. Durch den Besuch solcher Orte können Besucher ihr Bewusstsein für Umweltfragen schärfen und gleichzeitig die Bemühungen zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen unterstützen.

Fahhrad in der Natur © Benjamin Balazs - Unsplash

Unser Tipp: „Mallorca ohne Flug“

Nach Mallorca geflogen sind sicher schon viele, doch wohl nur die Wenigsten wissen, dass die Balearen-Insel auch klimafreundlicher mit Bahn und Fähre erreichbar ist.

Aus West- bzw. Norddeutschland führen die besten Verbindungen über Paris. Entweder mit dem Thalys von Köln aus oder mit dem ICE bzw. TGV aus Frankfurt. Ab Paris geht es dann ebenfalls mit dem TGV nach Barcelona, wo man die Fähre (der Linien Balearia, Iscomar oder Acciona) nach Mallorca besteigt. Aus dem Süden Deutschlands benötigen Sie ca. 11-14 Stunden, aus Österreich (Salzburg) ca. 23 Stunden und der Schweiz (Zürich) ca. 11 Stunden. Die Verbindungen führen über Südfrankreich an der Mittelmeerküste entlang nach Portbou an der spanisch-französichen Grenze, von dort geht es weiter nach Barcelona. Von Zürich, Basel oder Strasbourg geht es auch mit dem TGV über Paris nach Barcelona.

Kleiner Hafen auf Mallorca © Thomas G. - Pixabay

Entdecken Sie mehr zum Thema klimafreundliches Reisen

Sie wollen tiefer in das Thema eintauchen und wertvolle Ratschläge für Ihre nächste Reise erhalten? Erfahren Sie, wie Sie durch emissionsarme Fortbewegung, Teilnahme an lokalen Umweltschutzprojekten und die Auswahl nachhaltige Ferienunterkünfte einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten können.

Good Travel ist ein Online-Portal für nachhaltige Ferienunterkünfte, die ein authentisches Urlaubserlebnis garantieren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Umwelt leisten. Zu Good Travel gehört der Good Travel Blog, auf dem über bewusstes und nachhaltiges Reisen berichtet wird.

Der Blog Bravebird bietet nicht nur inspirierende Reiseberichte und persönliche Erlebnisse, sondern beleuchtet auch verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte des Reisens. Dabei werden Themen wie der Unterschied zwischen fairem und nachhaltigem Reisen sowie die Möglichkeit einer Weltreise trotz Klimakrise behandelt.