Greta Thunberg kritisiert in einem Tweet den „Klimakompensations-Bluff“. Die CO₂-Ausgleichswirtschaft verursache „mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Schaden als Nutzen“. In Schweden ist um das Thema eine Debatte entstanden, auch weil die Regierung CO₂-Emissionen für ihre eigenen Klimaschutzziele kompensiert.

atmosfair teilt die Kritik. Viele der Punkte haben wir bereits in der Vergangenheit selbst öffentlich kritisiert, die TAZ überschrieb das Interview mit atmosfair dazu als den „klimaneutralen Bluff“. Im Folgenden finden Sie Gretas Tweet, die Hintergründe der Kontroverse mit den zugehörigen Zeitungsartikeln in Schweden, sowie weiterführende Quellen und Studien.

Der Tweet von Greta

Thunberg bezieht sich auf eine große Serie in der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter. Das bisher 25 Artikel umfassende Special der Zeitung umfasst etliche Recherchen sowie Kommentare und Debattenbeiträge. Dabei haben die behandelten Themen auch über Schweden hinaus Relevanz.

Die Reihe von Zeitungsartikeln in „Dagens Nyheter“

Zusammenfassung

Greta bezieht ihren Tweet auf eine Serie von 25 Artikeln aus Dagens Nyheter zur Klimakompensation. Wir geben einen Abschnitt weiter unten die wichtigsten Artikel wieder und beleuchten die Kritik im Detail. Wenn vorhanden, geben wir Quellen für weitere Informationen an.

In der Artikelserie können folgende Schwerpunkte zusammengefasst werden: Schweden hat sich zu einer CO₂-Einsparung von 40% bis 2020 gegenüber 1990 verpflichtet. Dabei soll ein Teil der Einsparungen im außereuropäischen Ausland durch Kompensationsprojekte erzielt werden. Es geht dabei um ca. 1 bis 7 Millionen Tonnen CO₂ – und fast 100 Millionen Euro.

In jüngster Zeit häuften sich dabei Störsignale: So wurden Berichte verharmlost, nachdem bei einem Waldprojekt in Uganda lokale Bauern von Polizei und Militär gewaltsam vertrieben wurden. Solche Konflikte waren der Grund von atmosfair, sich grundsätzlich gegen Waldprojekte für CO₂-Kompensation zu entscheiden.

Die Zusammenarbeit der schwedischen Regierung mit schwedischen und anderen Kompensationsfirmen geriet in die Kritik, weil diese Muttergesellschaften in Steueroasen haben und die Kompensationen zum Teil nicht nachweisen konnten.

Ein anderer Schwerpunkt der DN-Recherchen ist die Wirksamkeit der Klimakompensation. Eine Studie belegt, dass ein großer Teil der Projekte keinen Effekt habe, weil diese auch ohne das Kompensationsgeld umgesetzt worden wären. Wir hatten diese Studie des Öko-Instituts aus dem Jahr 2016 nach ihrem Erscheinen auf die atmosfair Webseite gestellt und bei der Gold Standard Foundation in der Schweiz eine Verschärfung der Kriterien eingefordert. Bei unseren atmosfair Projekten gehen wir bei dieser sogenannten Zusätzlichkeit von Projekten deutlich weiter, um sicher zu sein, dass diese gegeben ist.

Mehrere Artikel von DN beschäftigen sich mit den stark unterschiedlichen CO₂-Berechnungen bei Fluggesellschaften und Kompensationsfirmen. Und weisen auf die Probleme des neuen globalen CORSIA-Systems der Luftfahrtindustrie hin, welches 2020 greift. Auch das sehen wir bei atmosfair genauso. Dazu wird bei DN auch die Frage verhandelt, wann Kompensation überhaupt sinnvoll ist, und wann sie Greenwashing darstellt und damit sogar kontraproduktiv sein kann. Auch diese Kritik, z.B. an der Kompensation von Benzin oder Diesel für Autos, vertritt atmosfair seit Jahren öffentlich, denn hier behindert die schlechtere Lösung der CO₂-Kompensation die bessere Lösung der E-Mobilität mit Grünstrom.

Die Artikel von Dagens Nyheter, kommentiert von atmosfair und mit weiterführenden Links

atmosfair hat auf den folgenden Seiten die wichtigsten Artikel aus DN zu sechs Themenbereichen zusammengefasst und kommentiert. Neben den Links zu den DN Artikeln finden Sie weiterführende Links mit Studien etc. zum jeweiligen Thema.

Konflikte in Aufforstungsprojekten
Kompensation über Steueroasen
Das Problem Zusätzlichkeit bei Kompensationsprojekten
Fragwürdige CO₂-Berechnungen von Flügen
Kritik an CORSIA, dem Kompensationssystem der Luftfahrtindustrie
Greenwashing von Benzin und Diesel