Die Insel Mafia vor Tansania mit ihren ca. 60.000 Einwohner:innen lebt vorwiegend von Fischerei, Tourismus und Landwirtschaft. Etwa zur Zeit der deutschen Kolonialherrschaft entstanden hier die ersten Kokosnussplantagen. Anders als das nahgelegene Sansibar, das unter internationalen Tourist:innen wesentlich bekannter ist, hat Mafia keinen Anschluss an das Stromnetz des tansanischen Festlands. Stattdessen betreibt die staatliche tansanische Energiefirma TANESCO hier ein Mini-Grid, das mit Diesel-Generatoren versorgt wird.
Im Jahr 2014 wurde von der Firma Ngombeni Power Limited der erste Versuch gestartet, mit einer Biomasseverbrennungsanlage aus Holzabfällen einer Kokosnussplantage Strom zu generieren und ins Netz einzuspeisen. Aufgrund von technischen und betrieblichen Problemen wurde die Anlage allerdings nach kurzem Betrieb bereits wieder eingestellt.
Inzwischen hat die Firma Kisiwa Farming Limited (KFL), gegründet vom südafrikanischen Verfahrensingenieur Darius Boshoff, den Betrieb der Kokosnussplantagen übernommen und einen Neustart hingelegt. Neben der Herstellung einer Vielzahl von Kokosnussprodukten sollen die 2700 ha Kokosnussplantagen regeneriert und verjüngt werden. Kokosnusspalmen, die älter als 70 Jahre sind und keine Früchte mehr tragen, werden durch junge Bäume ersetzt. Die alten Bäume werden zu Bauholz weiterverarbeitet; aus den hierbei anfallenden Holzabfällen sollen Strom und Wärme gewonnen werden.
Mithilfe von atmosfairs Finanzierung wird KFL im Frühjahr 2021 den Grundstein für diese regenerative Energieproduktion legen, in Form eines 49kW-Blockheizkraftwerks mit Holzvergaser der deutschen Firma Spanner Re2. Mit bis zu 8000 Betriebsstunden im Jahr liefert das Blockheizkraftwerk jährlich 392 MWh Strom sowie 890 MWh Wärme. Während die Wärme zur Trocknung der Holzprodukte eingesetzt wird, wird der Strom zur Verarbeitung der Kokosnüsse genutzt und über das Mini-Grid den angeschlossenen Haushalten zur Verfügung gestellt.
Nach erfolgreich abgeschlossener Inbetriebnahme der ersten Anlage wollen atmosfair und KFL das Blockheizkraftwerk schrittweise weiter ausbauen. Für die nächste Phase ist eine Aufstockung der Leistung auf 1,4 MW geplant. Während in der ersten Phase jährlich ca. 350 Tonnen CO2 eingespart werden können, sollen es in der zweiten bereits 10.000 Tonnen CO2 im Jahr sein.