Die letzten Monate waren aufgrund des Covid-19-bedingten Lockdowns nicht leicht für unser Biogasprojekt in Kenia, doch inzwischen ist der Bau der Anlagen wieder in vollem Gange. Seit dem Ende des Corona-Lockdowns in Kenia haben wir bereits 20 Biogasanlagen gebaut, und es gibt weitere interessierte Kleinbauernfamilien, die ebenfalls aus dem Dung ihrer Kühe saubere Energie zum Kochen erzeugen wollen. Dies ist auch auf ein neues Projekt zurückzuführen, dass unser Partner in Kenia, Sustainable Energy Strategies Ltd. ( SES), ins Leben gerufen hat. Der Geschäftsführer David Karanja berichtet:
„Anfang September haben wir in Kiambu (Kenia) ein Demonstrationsprojekt zur Eignung von Gärresten als organischer Dünger begonnen. Eine Workshopreihe wird zeigen, wie die Verwendung von vergorener Gülle ein zusätzliches Einkommen für Haushalte mit Biogasanlage schaffen kann und fördert damit zugleich nachhaltige Landwirtschaft: Die Produkte sollen in den örtlichen Supermärkten verkauft werden, um die Nachfrage nach organischen Lebensmitteln zu decken. Für den ersten Test beauftragten wir einen Agronom, der mehrere Haushalte in Limuru und unsere eigenen Mitarbeiter im Anbau von Obst und grünem Gemüse unter Verwendung von vergorener Gülle schult. Der Workshop umfasst alle Schritte von der Vorbereitung des Beetes über die Pflanzung bis hin zur Ernte. Das Video zeigt den Beginn des Prozesses: Die Teilnehmenden bereiten unter Anleitung des Agronoms das Feld vor, bringen die Gärreste auf die Beete aus und pflanzen Setzlinge.
Fermentierte Gülle ist ein Restprodukt der anaeroben Vergärung von Kuhdung in unseren Deenbandhu-Biogasanlagen, das nach 40 Tagen freigesetzt wird. Er ist im Prinzip ein Abfallprodukt, aber eben auch ein hervorragender organischer Dünger, der den Boden verbessert. Obst und Gemüse, das mit vergorener Gülle angebaut wird, schmeckt besser und hat eine bessere Textur, ist größer und länger haltbar. Die Kosten für Produkte, die mit vergorener Gülle gedüngt werden, sind um bis zu 60% niedriger als bei Produkten, für die Kunstdünger verwendet wird. Die Gärreste tragen auch dazu bei, dass die Pflanzen schneller reifen und so die Erntezeit verkürzt wird, was die Produktionskosten zusätzlich senkt. Die produzierten Lebensmittel haben biologische Qualität und sind frei von Pestiziden. Die Landwirte in unserem Projekt werden daher bessere Produkte als alle anderen auf dem Markt zu einem angemessenen Preis anbieten. Der Erlös wird ihren Lebensunterhalt verbessern, insbesondere den von Frauen und Jugendlichen auf dem Land.
In Nairobi verkaufen die Supermärkte bisher keine Bioprodukte. Das Obst und Gemüse, das mit fermentierter Gülle aus unseren Biogasanlagen angebaut wird, wird daher auf eine sehr hohe Nachfrage bei der mittleren und oberen Schicht der städtischen Bevölkerung stoßen.
Wir erwarten, dass das Demonstrationsprojekt auch neue Haushalte anziehen wird, die bisher noch keine Biogasanlage besitzen. Das Projekt wird sie von den vielen Vorteilen einer Biogasanlage überzeugen und damit die Verbreitung unseres Biogasmodells beschleunigen. Die meisten Haushalte am Projektstandort besitzen Kühe, aber viele haben noch keine Biogasanlage installiert, da diese mit einer beträchtlichen Investition verbunden ist. Die zusätzlichen Einnahmen aus der Nutzung der vergorenen Gülle bedeuten, dass sich die Kosten für Biogasanlagen schneller amortisieren. Bisher sind die Workshops auch bei Haushalten, die noch kein Biogas nutzen, auf große Begeisterung gestoßen.
Sobald die Demonstrationsphase erfolgreich abgeschlossen ist, kann die Anwendung der fermentierten Gülle als Dünger in die Pilotphase gehen, um eine größere Anzahl von Haushalten zu erreichen.“