atmosfair betritt Neuland und macht Klimaschutz im Bausektor: Mit Ziegelöfen, die weniger als halb so viel Energie brauchen wie herkömmliche Produktionsstätten. Damit versorgen wir die wachsende Bevölkerung Malawis mit dringend benötigtem Baumaterial. Aber auch das Ökosystem profitiert von unserem neuen Projekt.
Mulanje, Malawi, Dezember 2024: Die Baufirma New Vision Anenenji Building Construction (NEVAGAS B.C) stellt den ersten effizienten Ziegelbrennofen fertig, den atmosfair finanziert. atmosfair Projektmanager David Grüttner begutachtet den Ofen gemeinsam mit Prüfern der Zertifizierungsstelle RINA. Sie müssen nachweisen, dass der sogenannte Vertical Shaft Brick Kiln (VSBK) tatsächlich CO₂ einspart. Nach einem Rundgang über die fertige Anlage ist klar, dass der Ziegelofen die Produktion bald aufnehmen kann.
Charles Nasala, der Geschäftsführer von NEVAGAS freut sich, dass seine Firma ab jetzt noch mehr Baumaterial fertigen wird: „Mit diesem Brennofen können wir über drei Millionen Ziegel pro Jahr herstellen. Damit lassen sich 120 Häuser bauen – und die brauchen wir hier dringend. Die Bevölkerung von Malawi wuchs in den letzten 10 Jahren nämlich um vier Millionen.“ Der neuartige VSB-Kiln, den wir aus unseren Klimaschutzbeiträgen finanzieren, brennt das wichtigste Baumaterial Malawis dabei effizienter als traditionelle Öfen. So sparen die Ziegelproduzenten ungefähr 1.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr ein.
Waldschutz durch alternative Brennstoffe
„Ein solcher vertikaler Schachtofen braucht für das Brennen von Ziegeln weniger als halb so viel Energie wie ein traditioneller Kiln. Diese Energie gewinnen wir aus Abfallstoffen wie Reisspelzen, so dass keine Bäume gefällt werden müssen,“ erklärt David Grüttner. Biomasseabfälle aus der Reis- oder Teeproduktion würden ansonsten einfach verrotten oder von Bauern verbrannt werden. Dadurch gelangt CO₂ in die Atmosphäre, ohne einen Nutzen zu bringen. Im Kiln eingesetzt verhindern sie jedoch, dass Bäume als Brennmaterial herhalten müssen. Das ist besonders wichtig in einer Region, die von Entwaldung bedroht ist.
Am Ziegelbrennofen in Mulanje werden 20 Menschen direkt beschäftigt sein, 15 Arbeitsplätze entstehen in der Vorproduktion der Ziegel und weitere 15 Personen werden in Management und Vertrieb arbeiten. So schafft unser Kiln Arbeitsplätze in einem Land, dass aufgrund fehlender Exporte mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat.
Weitere Expansion in Malawi geplant
Mulanje ist nicht der einzige Ort, an dem wir den Bau eines VSB-Kilns finanzieren. Auch in der Hauptstadt Lilongwe entsteht ein solcher Ziegelbrennofen, der nach demselben Prinzip funktioniert. Die Bauarbeiten der Firma Fayam Limited sind jedoch noch nicht abgeschlossen. David Grüttner traf sich während seines Aufenthaltes in Malawi mit fünf weiteren Bauunternehmen, die ebenfalls eigene Ziegel herstellen möchten. Dabei unterstützten ihn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von MIERA, einem Projekt der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Dieses widmet sich der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des ländlichen Malawis. Möglicherweise wird atmosfair bald weitere Brennöfen nach VSBK-Prinzip finanzieren.
Ein Vertical Shaft Brick Kiln funktioniert so, dass die Ziegelrohlinge oben in einen vertikalen Schacht eingesetzt und beim Brennen langsam nach unten befördert werden. 70 Prozent des Brennstoffs aus Bioabfällen sind bereits der Ziegelmasse beigemischt, wodurch die Ziegel effizient von innen her erhitzt werden. Der Rest der Biomasse sorgt für ein zusätzliches, äußeres Feuer. Während des 24-stündigen Brennprozesses benötigt der Ofen über 50 Prozent weniger Energie als traditionelle Clamp Kilns. Hierbei stapeln Menschen Rohlinge aufeinander und entfachen Feuer in Hohlräumen unter dem Stapel. Dabei geht viel Energie verloren, während die Schächte eines VSBK so isoliert sind, dass möglichst wenig Hitze entweicht. Die VSBK-Konstruktion leitet außerdem Abgase so ab, dass die Menschen, die am Ofen arbeiten, weniger Gesundheitsrisiken durch Rauch ausgesetzt sind als beim Clamp Kiln.
Charles Nasala plant, die Vorfertigung der Ziegelrohlinge zumindest teilweise zu automatisieren. In naher Zukunft möchte er einen selbst gebauten Extruder einsetzen, eine Maschine, die das Gemisch aus Lehm und Brennstoff in gleichmäßigen Portionen auf ein Band gibt. Dort sollen Messer die Portionen zurechtschneiden, wodurch sich zehn gleichmäßig geformte Ziegel auf einmal herstellen lassen.