atmosfair news Dezember 2024

Liebe Leserinnen und Leser,

Glück hat einen Preis im Norden Nigerias: 500 Naira oder ca. 30 Cent kostet ein Bündel Holz, mit dem eine Familie hier einen Tag kochen kann; ich hatte es gestern bei einem Händler am Straßenrand im Bundestaat Jigawa in der Hand. Die Süddeutsche Zeitung berichtete zuletzt im November über schlechte Projekte, bei denen Holzsparöfen dem Wald nichts nützen; aber hier in Nigeria ist selbst die globale Landkarte dunkel eingefärbt, die ein Team von Wissenschaftlern jetzt endlich ausgearbeitet hat, um zu zeigen, wo der Wald durch starken Feuerholzeinschlag wirklich verschwindet. Letzte Woche habe ich mit dem Umweltminister Nigerias gesprochen und gestern mit dem Emir von Gumel, einer Stadt in Jigawa im Norden des Landes, um schnellstmöglich auf eine Jahresproduktion von einer Million feuerholzsparender atmosfair Öfen in unserer Fabrik in Kano zu kommen. Wir haben unser lokales Team auf über 100 aufgestockt und unser neuer 30-Tonnen-Laster bringt jetzt die in Kano gelaserten Stahlteile der Öfen zu unseren 6 Montagewerken in den wichtigsten Zentren des Landes.

Auf der Klimakonferenz in Baku gab es einige Überraschungen. Für atmosfair war wichtig, dass für freiwillige Kompensationsprojekte jetzt neue Standards im Prinzip vorliegen und im Laufe von 2025 ausgearbeitet und in die Praxis eingeführt werden sollen. Das Wichtigste ist für uns dabei, dass mit diesem Standard Doppelzählungen ausgeschlossen werden: Wenn Sie heute bei einer beliebigen deutschen Fluggesellschaft den CO₂-Ausgleich für ihren Flug hinzubuchen, dann ist das keine CO₂-Kompensation, weil das Projektland die CO₂-Emissionen ohnehin hätte reduzieren müssen. Der Vertrag zwischen atmosfair und der Regierung von Nigeria sieht dagegen vor, dass Nigeria jetzt mehr für den Klimaschutz tun muss, weil atmosfair ja schon einen Teil der CO₂-Emissionen einspart. Wir hoffen, dass Verbraucherschützer sich des Themas bei Airlines und anderswo annehmen, damit die freiwillige Kompensation durch Etikettenschwindel nicht weiter in Verruf gerät, gerade jetzt nach Baku, wo sie eigentlich durch UN-Standards zu einem guten Klimaschutzinstrument mit staatlicher Kontrolle aufgewertet wurde. Es bleibt zu hoffen, dass der Druck auf Kompensationsanbieter wächst, diesen Standard zu nutzen und sich der Kontrolle zu unterziehen, anstatt diese weiter mit der Nutzung rein privater und schwächerer Standards zu umgehen.

Wenn Sie wollen, können Sie unsere Arbeit zum Jahresende finanziell unterstützen, auch wenn Sie keinen Flug kompensieren, indem sie auf unserer Webseite „einfach spenden“ auswählen. Geld für Klimaschutz in Entwicklungsländern wird immer wichtiger, das hat nicht nur der 300 Milliarden Dollar Beschluss der Klimakonferenz in Baku gezeigt. Steuergelder und andere öffentliche Mittel werden das allein kaum schaffen, dafür sind zunehmend private Mittel wie die CO₂-Kompensation nötig. Für den Holzhändler in Gumel wären das nicht unbedingt gute Neuigkeiten. Aber für die vielen Frauen in Nigeria, die sich heute täglich mit Feuerholz abmühen müssen, könnte das Glück in Zukunft stattdessen wie ein schicker atmosfair-Ofen aussehen.

Viel Spaß beim Lesen, auch über unsere neue Ziegelbrennerei in Malawi, Pflanzenkohle in Namibia und unsere erstes großes Biogasprojekt in Südafrika.

 

Herzliche Grüße zum Jahresende,
Ihr Dietrich Brockhagen
Geschäftsführer atmosfair

 

PS: Nach Nigeria bin ich mit der Airline auf dem „ausbaubaren“ Platz 97 unseres neuen atmosfair Airline-Index geflogen. Die vielen besseren Fluggesellschaften sind nach Nigeria leider mit so großen Umsteige-Umwegen unterwegs, dass das unterm Strich für das Klima auch nicht besser geworden wäre.

Nigeria: Bildbericht der Reise

Al Isa, der Mann im blauen Kleid auf dem Foto, ist Ratsmitglied für Handel in der Gemeinde Gumel und atmosfair für den Verkauf von Holzsparöfen in der Region Gumel zugeordnet.

Die solare Bewässerungsanlage auf dem Foto hat atmosfair 2024 gebaut und der „Behörde für die große grüne Wand“ („National Agency for the Great Green Wall“, NAGGW) übergeben, die den Wald südlich der Sahara aufforstet, um die Wüstenausbreitung in der Region einzudämmen. Das Wasser wird aus 80 Metern Tiefe mit Solarpumpen gepumpt, dient zur Bewässerung und als Viehtränke. Mensch und Tier kommen für das Wasser aus dem Umland her. atmosfair unterstützt NAGGW, ohne dafür CO₂-Zertifikate oder anderes zu erhalten.

Gumel hat in seinen vier Local Government Areas (LGAs) ca. 1,5 Millionen Einwohner, alle auf dem Land und in Kleinstädten. Ihnen bietet die Stadtverwaltung die effizienten Öfen von atmosfair an. Das Vertriebsmodell wollen wir in Gumel testen und dann in etwa 300 LGAs im Norden Nigerias replizieren.

Solare Bewässerung in Gumel, 15. Dezember 2024.
Solare Bewässerung in Gumel, 15. Dezember 2024.
Treffen mit dem Emir von Gumel (rechts) und dem Ratsmitglied für Handel Al Isa (links)
Gespräch mit einem Händler in Gumel
Lagerraum für die ersten atmosfair Holzsparöfen
Verwaltungsgebäude von Gumel
Feuerholztransport im Alltag ist meist Frauensache
Am Straßenrand beim Holzhändler in Gumel, Bundesstaat Jigawa. Die Frau im Bildzentrum hat sich für den Fotografen ein Bündel Holz auf den Kopf geladen (ca. 4 kg, etwa 30 Cent).
Einer der vielen Holzverkäufer entlang der Bundesstraße in Jigawa
Beim Holzhändler: Leider geht es für ausländische Gäste im Norden Nigerias nur mit Polizeischutz. Die Terrororganisation Boko Haram ist immer noch in der Region aktiv.
Anlieferung für den Händler
Staatliche Versuche der Wiederaufforstung: Schon im frühen Stadium werden viele Äste wieder von Holzsuchenden abgeschlagen.
Holz, lebenswichtig und von der Hand in den Mund.
Einer der neuen Laster wird im atmosfair Werk in Kano mit neuen effizienten Save 80 Öfen beladen
Einer der neuen Laster wird im atmosfair Werk in Kano mit neuen effizienten Save 80 Öfen beladen

COP29: Was ändert sich für die freiwillige CO₂-Kompensation?

Ein Beitrag von Florian Eickhold, atmosfair-Experte für Klimafinanzierung und Umweltmärkte

Die Klimakonferenz COP29 in Baku überraschte gleich am ersten Tag mit einer wichtigen Entscheidung: Am 11. November einigten sich die Unterzeichnerstaaten des Pariser Abkommens auf neue Regeln für globale Kohlenstoffmärkte. Der Artikel 6.4 des Abkommens legt fest, wie sich unter Aufsicht der UN CO₂-Einsparungen von Klimaschutzprojekten an Unternehmen aus dem Ausland übertragen lassen, die ihre Emissionen kompensieren möchten. Dafür sind neue Regeln nötig, weil nach dem Abkommen von Paris 2015 auch Staaten im Globalen Süden Klimaschutzziele erreichen müssen. Eine Doppelzählung wäre hier für den Klimaschutz hinderlich. Die neuen Regeln sollen für ambitioniertere Projekte sorgen als bisher, wie Maria AlJishi ankündigt, die Vorsitzende des Aufsichtsgremiums für Artikel 6.4: „Wir wollen, dass der Mechanismus Anreize für Projektentwickler schafft, sich die hoch hängenden Früchte zu holen, anstelle der niedrig hängenden Früchte. Wir konzentrieren uns auf Projekte, die finanziell derzeit noch nicht realisierbar, also sehr ehrgeizig sind.“

Neue Standards: mehr als Klimaschutz

Wie werden private Klimaschutzprojekte in Zukunft aussehen? Wahrscheinlich deutlich besser als bisher. Damit die Vereinten Nationen Treibhausgas-Minderungen anerkennen, reicht es nicht mehr, dass die Projekte „nur“ CO₂ einsparen, wie das bisher beim sogenannten Clean Development Mechanism (CDM) der Fall war. Sie müssen nach den Regeln des Artikel 6 auch zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, den Sustainable Development Goals (SDGs), beitragen. Das bedeutet, dass sie ebenfalls Hunger bekämpfen, die Position von Frauen stärken, Gesundheit fördern oder das Einkommen von Menschen im ländlichen Raum verbessern müssen. Ziel ist es, soziale und ökologische Wirkungen von gut gemachten Klimaschutzprojekten zu maximieren. Wenn die Menschen im Globalen Süden profitieren, steigt die Akzeptanz der Maßnahme im Projektland und motiviert zu mehr Klimaschutz. Standards gibt es jetzt auch für neue Projektarten, die dafür sorgen, dass Kohlenstoff dauerhaft gebunden wird. Dabei kommt beispielsweise Pflanzenkohle zum Einsatz oder spezielle Maschinen, die das CO₂ direkt aus der Atmosphäre saugen (Direct Air Capture, DAC).

Florian Eickhold, atmosfair-Experte für Klimafinanzierung und Umweltmärkte

Und was ändert sich mit dem COP-Beschluss für atmosfair? Tatsächlich nicht sehr viel. Bereits heute beschränken sich unsere Klimaschutzprojekte nicht auf die alten Standards des CDM. Sie entsprechen zusätzlich dem unabhängigen Gold Standard, der sich bereits seit Jahren dafür einsetzt, die SDGs zu erreichen. atmosfair geht bei seinen Projekten sogar über das UN- und Gold Standard-Level hinaus, beispielsweise beim Kriterium der Zusätzlichkeit. Dieses besagt, dass ein atmosfair Projekt mindestens zu einem bestimmten Anteil von unseren Klimaschutzbeiträgen getragen werden muss. So stellen wir sicher, dass wir nur Projekte finanzieren, die es ohne uns nicht geben würde. Eine Anpassung unserer Projekte an den Artikel 6 sollte daher nicht schwierig sein.

Corresponding Adjustments verhindern Doppelzählung

Neben umfassenderen Standards kann der Artikel 6 die Qualität von Klimaschutzprojekten auch durch Verhandlungen für Corresponding Adjustments (CAs) erhöhen. Dabei handelt es sich um ein System für eine korrekte, globale CO₂-Buchhaltung, die mit dem Pariser Abkommen neu eingeführt wurde. Sobald eine CO₂-Minderungseinheit von diesem System erfasst ist, kann es nur einen Besitzer dieser Einheit geben. Ausschließlich solche Minderungen können sich Staaten und Unternehmen wie Airlines auf ihre Treibhausgas-Bilanz anrechnen lassen, um ihren Klimaschutzverpflichtungen nachzukommen. So lässt sich eine Doppelzählung oder doppelte Anrechnung von Zertifikaten vermeiden.

atmosfair setzt sich auf unterschiedlichen Ebenen für die korrekte CO₂-Bilanzierung ein, um Greenwashing zu vermeiden, und ist gut auf das neue Bilanzierungssystem vorbereitet. Unternehmen und Privatpersonen haben heute schon die Möglichkeit, über atmosfair diese international anerkannten Minderungseinheiten zu kaufen und stillzulegen. atmosfair hat bereits vier solcher CA-Verträge mit Regierungen unterzeichnet, damit unsere Kunden den neuen Mechanismus vollwertig nutzen können. Damit gehören wir weltweit zu den Vorreitern: Insgesamt gibt es erst 22 solcher CA-Verträge.

CA-Verhandlungen steigern Projektqualität

Wenn ein Land selbst Klimaschutzziele erfüllen muss, gibt es seine Treibhausgas-Einsparungen nicht ohne weiteres her. Für einen Vertrag zur Emissionsübertragung müssen die Geldgeber daher mehr bieten als nur Klimaschutz. Die Regierungen des Globalen Südens erwarten, dass die Projekte ihrer Wirtschaft einen echten Mehrwert bringen – wie neue Technologien oder Arbeitsplätze. Genau das haben wir mit unserer Ofenfabrik im nigerianischen Kano sowie dem Montagewerk in Keffi erreicht, wo wir in Infrastruktur, High-Tech-Maschinen und Ausbildung für hochwertige Holzsparöfen höchster Effizienz aus langlebigem Edelstahl investiert haben. Weitere Montagewerke werden folgen, begleitet außerdem von Anlagen zur Pelletierung von Ernteresten, um das Feuerholz mittelfristig ganz zu verdrängen. Damit geht das Projekt weit über die reine Import-Subventionierung von chinesischen Öfen hinaus und entspricht den „hoch hängenden Früchten“, die AlJishi in Baku forderte. Deshalb ist die Regierung bereit, atmosfair die CO₂-Minderungen zu übertragen, damit unsere Kunden sie für ihre CO2-Kompensation nutzen können. Von der Einigung auf Artikel 6.4 erhoffen wir uns, dass solche Beziehungen, die allen Beteiligten Nutzen bringen, zum Regelfall der freiwilligen CO₂-Kompensation werden.

Bereit zum Betrieb: Unser erster effizienter Ziegelbrennofen in Malawi

Ansicht des neu gebauten Vertical Shaft Brick Kiln (VSBK) im malawischen Mulanje.

atmosfair betritt Neuland und macht Klimaschutz im Bausektor: Mit Ziegelöfen, die weniger als halb so viel Energie brauchen wie herkömmliche Produktionsstätten. Damit versorgen wir die wachsende Bevölkerung Malawis mit dringend benötigtem Baumaterial. Aber auch das Ökosystem profitiert von unserem neuen Projekt.

Pflanzenkohle aus Buschholz schützt Klima und Ökosystem in Namibia

Dezember 2024: atmosfair fördert die Produktion von Pflanzenkohle aus Buschholz in der Otjozondjupa-Region im Norden Namibias. Gemeinsam mit der Partnerorganisation PyroNam bauen wir eine Pyrolyseanlage, die Anfang 2025 in Betrieb gehen soll. Sie soll jedes Jahr Buschholzschnitt zu etwa 1.000 Tonnen Pflanzenkohle umwandeln, die Kohlenstoff in den Boden bringt und so für negative Emissionen sorgt. Der Fachbeirat von atmosfair hat das Projekt Anfang Dezember genehmigt.

Bau der neuen Pyrolyseanlage in der Otjozondjupa-Region in Namibia.

PyroNam speist die Anlage mit Buschholz, das beim nachhaltigen Management von Savannen-Ökosystemen anfällt. Damit die Pflanzenkohle umweltverträglich ist, verwenden wir ausschließlich Holzschnitt aus Quellen, die von der namibischen Regierung genehmigt sind und zusätzlich eine FSC-Zertifizierung haben. Stephan Bezuidenhout, Direktor der Environmental Compliance Consultancy in Namibia: „Ich bin sehr froh, dass atmosfair PyroNam finanziert und mitentwickelt, weil wir so die gute Arbeit fortsetzen können“. Auch atmosfair Projektmanagerin Dr. Katrin Mikolajewski freut sich auf die Zusammenarbeit: „Mit PyroNam haben wir einen starken Partner, der der der lokalen Wertschöpfung und dem Klimaschutz verpflichtet ist.“

Pflanzenkohle steigert Erträge der Landwirtschaft

Die fertige Pflanzenkohle aus der Pyrolyseanlage setzen Bauern in der Landwirtschaft ein. Auf den Feldern verteilt verbessert sie die Bodenqualität, da in der porösen Feinstruktur nützliche Bodenorganismen siedeln und da die Struktur Wasser wie in einem Schwamm festhält. Ausgelaugte Böden können sich so regenerieren, wodurch Nutzpflanzen wie Mais, Kartoffeln, Mango oder Bananen höhere Erträge bringen. Über die Jahre bildet sich eine kohlenstoffreiche Bodenschicht. Ein großer Anteil der Kohle wird auch nach 1.000 Jahren noch nicht zersetzt sein. Für den Klimaschutz sind das negative Emissionen, denn der Kohlenstoff der Pflanzenkohle stammt aus dem CO₂, das die Buschpflanzen der Atmosphäre entnommen haben.

Schutz von Ökosystem der Savanne

Durch fehlende natürliche Kontrollen wie Brände und durchziehende Tierherden sowie intensive Landnutzung breiten sich bestimmte Baumarten invasiv aus. Dadurch bedrohen sie die natürlichen Savannenökosysteme im ländlichen Namibia, wo sie die typischen Tier- und Pflanzenarten der Savanne verdrängen. Aufgrund ihres dichten Wuchses und ihrer Dornen schränken sie die Bewegungsfreiheit von Mensch und Tier ein und wirken sich negativ auf den Wasserhaushalt im Boden aus. Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat die namibische Regierung einen umfassenden Plan zur kontrollierten Ernte der invasiv wachsenden Buschpflanzen entworfen, die den Rohstoff für unser Pflanzenkohle-Projekt liefern.

Dieses wirkt sich vielfach positiv aus: Gemeinsam mit PyroNam schaffen wir negative Emissionen, regenerieren Ökosysteme, erhöhen die Nahrungsproduktion und schaffen Arbeitsplätze in unserer Pyrolyseanlage.

Energie aus Klärschlamm: atmosfair fördert Kreislaufwirtschaft in Südafrika

atmosfair startet sein erstes Klimaschutzprojekt in Südafrika. Wir möchten eine Biogasanlage in Gqeberha (ehemals Port Elizabeth) finanzieren, um Schlamm aus der dortigen Kläranlage sowie organische Abfälle in Energie umzuwandeln. Unsere Partnerfirma Straits Energy Holdings plant, diese bis 2026 fertigzustellen. Dann soll sie jeden Tag 80 Tonnen Klärschlamm und 50 Tonnen an Abfällen aus Haushalten, der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie aufnehmen. Insgesamt sparen wir dabei jedes Jahr Treibhausgase ein, die so stark wirken wie 50.000 Tonnen CO₂.

Mit Klärschlamm verstopftes Becken der Kläranlage in Gqeberha.

Indem wir Klärschlamm und organische Abfälle in der Biogasanlage nutzen, verhindern wir, dass sie ungenutzt vergären und dabei Methan ausstoßen. Methan ist ein Treibhausgas, das etwa 27-mal klimaschädlicher als CO₂, aber auch eine wertvolle Energiequelle ist. Darum sammeln wir den Klärschlamm in einer eigenen Anlage, wo er sich in einem geschlossenen Behälter kontrolliert zersetzt. Das Methan wird dabei aufgefangen und lässt sich auf unterschiedliche Weise nutzen.

Biogas als Wärme- und Stromquelle

Ein nahegelegener Industriebetrieb wird die Hälfte des Biogases als Wärmequelle verbrennen. Die andere Hälfte wiederum soll der Stromerzeugung in einem Generator mit einer Leistung von 1,5 Megawatt dienen. Straits Energy Holdings hat sich hierfür bereits ein Abnahmevertrag gesichert. Sowohl die direkte Nutzung als Wärmequelle als auch die Stromerzeugung ersetzen fossile Energieträger, so dass unser Projekt weitere Emissionen einspart. Darüber hinaus sind die organischen Rückstände aus der Biogasanlage ein wertvoller Dünger für die Landwirtschaft und können dort Erträge steigern. Die Rückstände funktionieren auch als klimafreundliches Brennmaterial für die Herstellung von Ziegeln.

Nicht nur die besonders große Menge an Biogas macht dieses Projekt in Südafrika zu etwas besonderem. Auch eine Anlage, die sowohl organische Abfälle als auch Klärschlamm aufnimmt, gab es in dem Land bisher noch nicht – obwohl es hier noch mehr Potenzial gibt. In Südafrika sind zahlreiche Kläranlagen von Schlamm verstopft, weil es nur teilweise Verwendung für ihn gibt und er deshalb nicht entfernt wird. In Gqeberha führt dies sogar dazu, dass der Schlamm ungefiltert ins Meer gelangt. Biogasanlagen wie aus unserem Projekt können dies ändern.